Sonntag, 25. Mai 2014

Challenge: Resteverwertung im Vorratsregal #1

Ist das Phänomen nur bei mir so? Dieses Gefühl, hamstern zu müssen, sich einen Vorrat an nicht verderblichen Nahrungsmitteln anzulegen - es könnte ja eine Hungersnot ausbrechen. Oder von heute auf morgen die Vollkorn-Spirellis aus sein. Desaster, ehrlich.

Ein anderer, nicht ganz unerheblicher Effekt, der zum steten Wachstum meiner trockenen bzw. konservierten Lebensmittel führt, ist der Drang, Neues auszuprobieren. Neue Nudelformen, neue Aufstriche, neue Senfsorten, neue Gewürzpasten, neues asiatisches Zeugs (ganz gefährlich, nebenbei - die Auswahl in Asialäden ist verheerend für den neugierigen deutschen Gaumen). Man geht einkaufen, entdeckt was Interessantes, nimmt es mit - ist ja nur klein und hält sich. Dann probiert man einmal davon und vergisst es. Und wegwerfen? No way. Lebensmittel, die noch mindestens 2 Jahre haltbar sind, ensorgt man nicht, die hortet man. Bestimmt hat man irgendwann mal wieder Lust darauf.

Hat man aber leider nicht immer. Bzw. erbeutet etwas, das die Neugierde wieder einmal für ein, zwei Mahlzeiten beruhigt.

Als ich letzte Woche einen kritischen Blick in mein Vorratsregal warf, entdeckte ich da so einiges, was mich ernsthaft grübeln ließ. Brauche ich wirklich 3 Sorten Linsen, 5 Sorten Reis, 10 Sorten Nudeln, 6 Pakete Getreide, 3 Tüten Haferflocken, 10 Gläser Apfelmus, eine ganze Batterie Backzutaten wie gemahlene, gehackte, gestiftete, gehobelte Mandeln und Haselnüsse, 4 Sorten Puddingpulver und gläserweise Aufstriche und Würzpasten?


Nein, brauche ich nicht.
Ganz davon abgesehen, dass sich manche Produkte schon gefährlich nahe am Verfallsdatum bewegen. Nicht, dass mich das stört, ich esse auch abgelaufene Nudeln, aber das zeigt mir einfach, wie lange ich die Sachen schon horte. Ein weiteres Problem: Die Wahrscheinlichkeit wächst, dass ich im September meine Wohnung auflöse und zum Männeke ziehe. Und ich sehe mich schon mit Schrecken, wie ich kistenweise altes Zeug zu dem Kerl schleife und in seinem Keller versenke.

Insofern habe ich beschlossen, bis zum Herbst keine "trockenen" Lebensmittel mehr zu kaufen, sondern das zu verbrauchen, was da ist. Bis zum letzten Reiskorn, wenn es sein muss. Das bedeutet, dass ich in der Woche über auch mal auf das Kantinen-Happa verzichte und selbst Gekochtes mitnehme. Erfolgsmeldungen über geleerte Vorratsgläser gibt es dann regelmäßig hier ;)

Montag, 19. Mai 2014

Aufreger der Woche #9 - Guru, guru, Blut ist im Schuh ...

Wenn Männeke und ich die Länge unserer Schuregale vergleichen, muss ich mich immer verdammt schnell geschlagen geben. Einen männlichen Schuhfetischisten im Haushalt zu haben ist nicht immer leicht - ich kann also die vielen leidgeplagten Männer verstehen, die zu stöhnen beginnen, sobald ihre Holde dieses Glitzern in den Augen beim Anblick eines Schuhgeschäfts bekommt.

Männeke schleift also regelmäßig neue Beutestücke nachhause, die er dann auch tatsächlich trägt. Und ich? Tja. Ich weiß nicht, ob es an meinem Füßen, meinem Geschmack oder der Auswahl in den Geschäften liegt, aber ich finde selten ein Paar, das
- passt
- gefällt
- weder nach Lady Gaga noch nach Hippie-Gedenk-Latschen aussieht
- keinen halben Monatslohn kostet
- hochwertig verarbeitet ist.

Einen der Punkte muss ich eigentlich bei jedem Paar streichen, und das geht mir schon seit Ewigkeiten auf den Zeiger. Um billige Schuhe und Trend-Marken mache ich seit jeher einen Bogen, aber selbst bei teureren Schuhen sieht es häufig mau aus. Nach Plastik müffelnd, weder Profil noch Fußbett, dafür mit elend harter Ferse, hohem Absatz und scharfen Kanten, sind sie maximal zum Sitzen geeignet. Ich habe Blasen, wunde Zehen, schmerzende Fersen und wundegescheuerte Knöchel.

Und die Verarbeitung? Nach einem Monat ist die Sohle bereits halb abgeschleift, nach einem halben Jahr löst sich der Kleber, nach einem Jahr zerbröselt das Obermaterial. Da ich täglich bis zu 6 km laufe, muss ich mich auf meine Treter verlassen können. Insofern kommt es oft vor, dass ich, sobald sich ein Paar als bequem herausstellt, ins Geschäft galoppiere und mir ein zweites Paar auf Vorrat kaufe. Damit ich nächstes Jahr noch was davon habe.

Ich weiß nicht, wie andere Frauen es schaffen, dutzende Paare zu besitzen. Glück? Kein Schmerzempfinden in den Zehen? Perfekt geformte Füße? Oder laufen sie ganz einfach nicht mit den Schuhen außerhalb des Büros?

Männeke schmunzelt mittlerweile nur noch über meine kümmerliche Auswahl (10 Paar, von denen ich bei 3 Paaren noch ungetragene Dubletten habe) und shoppt fleißig weiter. Hätte ich Männerfüße, dann wäre ich im Paradies - bei den Herrenschuhen gefällt mir irgendwie alles, nur will mir nichts davon passen. Also betrachte ich weiter grantelig die überquellenden Regale in den Damenabteilungen der Schuhläden. Das Leben ist nicht fair :(

Donnerstag, 8. Mai 2014

Das Ding mit der Regionalität

Letztens hatte ich eine interessante Diskussion mit einigen Bekannten, die so ziemlich alle "Fraktionen" der modernen Ernährungsformen abdecken: Die eine schwört auf Low Carb, die andere ist absolute Bio-Anhängerin, die nächste versucht sich seit gut einem Jahr in veganer Ernährung, die andere ist Teilzeit-Vegetarierin.

Ich bin der einzige Omnivor in der Runde, mal nebenbei *hüstel*

Trotzdem waren sich alle mehr oder minder einig, als es um das Thema der regionalen Lebensmittel geht: Ja, unbedingt.
Nicht nur, um die hiesige Landwirtschaft zu unterstützen, nein, auch aus gesundheitlichen und ökologischen Aspekten. Weniger Transport bedeutet weniger CO2, keine Ausbeute von Farmarbeitern irgendwo in Marokko oder Spanien, keine übertrieben frühe Ernte der Produkte, (hoffentlich) wenige bzw. kontrollierte Spritz- und Düngemittel und einfach das Gefühl, eine Möhre aus der direkten Nachbarschaft zu kauen statt eine, die aus Israel immigriert ist.


Als wir dann aber über biologisch erzeugte Produkte aus der Region redeten, wurde es schon etwas finsterer in der Runde, denn da war die Auswahl verdammt mau, besonders im Winter bzw. frühen Frühjahr. Wir hatten also ein Dilemma: Bio und vom anderen Ende der Welt, oder regional und dafür konventionell. Wirklich einig wurden wir uns nicht, und alle berichteten, dass sie da einfach zweigleisig fahren. Nur die Bioanhängerin lebte lieber mit ihren Williams Christ Birnen aus Südamerika.

Für mich selbst kommt noch erschwerend hinzu, dass ich nur wenig Fructose vertrage und bei fast allen Kohlsorten beinahe einen Tag Krankenschein machen muss, um die Magenkrämpfe loszuwerden. Insofern würde regionale Kost für mich bedeuten, im Winter fast nichts Frisches essen zu dürfen - das Wintergemüse ist sehr kohllastig, das Winterobst besteht fast ausschließlich aus Äpfeln und Birnen und mit etwas Glück Trauben, die ich roh nicht mal in winzigen Mengen vertrage. Ich greife also notgedrungen zu Zitrusfrüchten, ein paar exotischen Schmankerln wie Litschi sowie bergeweise Paprika, um nicht am Skorbut dahinzusiechen.

Das ist weder biologisch (zumindest teilweise) noch ökologisch und am allerwenigsten regional, hilft mir aber leider nichts. Glücklich macht es mich nicht, dafür freue ich mir hingegen im Sommer einen Ast und esse mich an den frischen Beeren und Gemüsesorten vom Markt kugelig. Aber reicht das für meinen ökologischen Fußabdruck, wenn ich dafür den ganzen Winter über Paprika, Zucchini und Orangen aus südlichen Ländern verzehre? Darf ich meinen Magen als Ausrede nutzen, um weiterhin (nicht gerade wenig) Import-Lebensmittel zu vertilgen?

Ich versuche schon, an allen möglichen Stellen einzulenken - ziehe eigene Erdbeeren und Kräuter, verarbeite gefundenes Fallobst zu Kuchen oder Kompott, esse so viel regionales Gemüse wie ich kann (nach 5 Tagen Lauch mit Möhren und Kartoffeln in allen Variationen ist irgendwann die Schmerzgrenze erreicht). Damit kann ich mein Gewissen zumindest etwas besänftigen. Ich würde gern mehr tun, aber ich kann nicht. Wirklich zufrieden macht einen das nicht, aber das Leben ist eben kein Wunschkonzert.

Montag, 5. Mai 2014

Ausmisten im Kleiderschrank

2 1/2 Wochen Urlaub in der Heimat, und ich bin eher platt als erholt: 3 große Geburtstagsfeiern, Ostern, Kommunion vom Nachbarskind, Tod des Großvaters. Uff.

Ich hatte mir unendlich viel vorgenommen an den freien Tagen, aber wie das so ist, kriegt man am Ende doch nur einen Bruchteil davon gebacken. Aber immerhin - eine Großbaustelle habe ich abgehakt. Und zwar die, die mich schon seit Jahren stört, nämlich meine frühere Sammelwut für Röcke.

Ich wollte es selbst kaum glauben, aber als ich in allen Schränken und auf dem Speicher kramte, ahnte ich schon, dass diese Ausmistung ein Klops wird. Geplant war, alle Röcke hervorzuholen, auf einen Haufen zu legen, durchzuprobieren und dann zu entscheiden, welche ich behalte und welche nicht.

Während ich also die Schränke durchwühlte und Rock um Rock zutage beförderte, wurde es allmählich finster. 30 Minuten später zählte ich dann durch, und mich traf fast der Schlag: Mehr als 50 Röcke. Und da fehlten sogar noch einige, die in meiner zweiten Wohnung in Hannover hängen. Urgs.


Von den Röcken sortierte ich dann so viele aus, dass am Ende nur noch 6 Stück übrig blieben, die ich absolut und ohne Zaudern behalten wollte. Der Rest wird bei Kleiderkreisel, ebay und Co. eingestellt und findet hoffentlich einen Besitzer, der ihn auch wirklich trägt.

So sehr mich anfangs ja die Vorstellung erschreckte, meine Schränke derart radikal zu leeren, ist das Gefühl, vor so vielen leeren Kleiderbügeln zu stehen, wunderbar befreiend. Paradox, oder? Statt in Panik ausbrechen, weil einem die Felle, äh, Klamotten wegschwimmen, winkt man ihnen fröhlich nach und betrachtet die zurückgebliebenen Stücke mit frisch erblühter Begeisterung. Denn die gefallen, die passen, die mag man einfach.Den Rest zog man einmal im Jahr an, drehte sich unglücklich und murrend vor dem Spiegel hin und her, zog das Teil wieder aus und griff zum Lieblingsrock. Solche "Na Ja"-Sachen trägt man nicht gern. Punkt.

Ich habe mir vorgenommen, noch mehr dieser Ausmist-Aktionen zu starten, in meinen Schränken warten unter anderem noch Berge von Oberteilen, die zwar passen, mir aber farblich nicht mehr zusagen. Insofern vermutlich ein Fall für eine ausgiebige Färbeaktion in der Waschmaschine. Ich werde berichten!