Freitag, 28. März 2014

Aufreger der Woche #5 - Wardrobing

Als ich vor einigen Tagen seit langer Zeit wieder an der Kasse eines Kleidungsgeschäftes stand (mit einem paar Socken in der Hand - eines der wenigen Kleidungsstücke, die ich wirklich nicht gebraucht kaufen will), stand vor mir eine Dame mit einem Stapel Klamotten, den sie umtauschen wollte. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Kassiererin das Zeug zusammenraffte, einscannte und das Geld zückte, gab mir zu denken - sie schaute sich die Sachen nicht mal genau an, prüfte nur, ob die Etiketten dran sind. Selbst Umtausch ohne Kassenzettel wird immer öfter akzeptiert, zumindest durch Ausstellung eines Gutscheins.

Ein neuer Trend - Wardrobing

Bei uns zum Glück noch eine Randerscheinung, grassiert in den USA ein bedenklicher Trend in Sachen Umtausch: Wardrobing, das systematische Kaufen, Tragen und Zurückgeben von Kleidung.

Mit Sicherheit hat jeder schon mal Kleidung gekauft, sei es online oder im Geschäft, und sie zuhause nochmal angezogen, ohne das Etikett zu entfernen - um zu schauen, wie das Oberteil mit den Hosen harmoniert, um herauszufinden, ob das Kleid im heimischen Spiegel immer noch so süß ist, oder um zu testen, ob die Schuhe nach halbstündigem Tragen in der Wohnung nirgends zwacken und reiben.

Quelle: Pixabay

Was ist erlaubt?

Was aber, wenn man die Kleidung danach nicht mehr auszieht, sondern sie einfach anbehält, das Etikett nicht entfernt, das Outfit abends auf der Party trägt? Wenn man dann, tja, den ganzen Klumpatsch wieder ins Geschäft schleift, den lieblichen Augenaufschlag macht und bedauernd erklärt, dass das Zeug auch nach längerer, ähm, Bedenkzeit irgendwie doch nicht passt? Kassenbon hat man noch, Etikett ist schließlich auch noch drin, alles geritzt.
Oder?

Quelle: Pixabay
Fakt ist, dass solches Verhalten Betrug ist - es verursacht Schäden von umgerechnet über 6 Milliarden Euro, die von den restlichen Kunden mitgetragen werden müssen. Kleidung, die eindeutige Tragespuren aufweisen, kann nach dem Umtausch nicht mehr verkauft werden. Und aus Angst, den Kunden zu verlieren, nehmen einige Geschäfte auch sichtbar getragene Kleidungsstücke zurück.

Meistens sind es besondere Anlässe, etwa Feste oder einzelne Bewerbungsgespräche, die eine Anschaffung teurer Klamotten unrentabel machen. Wozu ein paar 100 Euro ausgeben, wo man das Kleid doch eh nur einen Abend lang trägt? Man macht es schließlich weder kaputt noch schmutzig. Und wenn so ein Fummel im Geschäft mehrmals anprobiert wird, sieht es danach auch nicht mehr taufrisch aus.

Und bei uns?

Auch wenn die Kunden in Deutschland (noch) ehrlich zu sein scheinen, findet man auch hier immer wieder Sicherheitsvorkehrungen, um den Trend des übertriebenen Umtauschs einzudämmen: Etiketten, die so angebracht sind, dass man sie kaum verbergen kann, Sicherheitsplomben, die vor dem Tragen entfernt werden müssen, und akribische Verkäuferinnen, die die Sohlen zurückgegebener Schuhe gründlich unter die Lupe nehmen. Ein Schritt in die richtige Richtung, wie ich finde, damit Kunden mit ehrlichen Absichten ohne Ärger Kleidung umtauschen können, die wirklich nicht passen. Mit Maß und Ziel, versteht sich.

Mehr Infos auf sueddeutsche.de.

Mittwoch, 26. März 2014

Vorsicht, ansteckend!

Als Pendler über 500 km bin ich bei meinen Eltern vielleicht mal alle paar Wochen zu Besuch. War ich früher noch Teil des familiären Alltags, bin ich jetzt maximal Zaungast - gern gesehen, aber mit eigenem Leben und irgendwie nicht mehr wirklich greifbar.

Umso schöner sind die Stunden des Austauschs, wenn ich mit meiner Mutter klönend in der Küche sitze und wir uns bei einer Tasse Tee die Erlebnisse unserer letzten Wochen erzählen. Dabei kommen wir natürlich auch immer wieder auf das Thema DIY, das uns beide schon seit Jahren verbindet. Und immer wieder kommen wir an der Frage an: Wer hat eigentlich wen angefixt?

Und Mom ist doch die Beste ;-)

Meine Mutter ist noch aus einer Generation, in der Hauswirtschaft auf dem Stundenplan stand. Sie lernte kochen, nähen, häkeln, stricken. Kochen tut sie täglich, aber den Rest vernachlässigte sie mit den Jahren. Genäht wurde eigentlich nur zum Zweck der Reparatur, ansonsten staubte die Nähmaschine im Keller herum. Sie half mir in der Schule, einen Topflappen herzeigbar zu häkeln, und webte abends auch mal den kleinen Bilderteppich fertig, den ich als Hausaufgabe abgeben sollte. Sie nähte mir einen Umhang für das Theaterstück in der Grundschule. Aber zu mehr raffte sie sich selten auf.

Digitale Handarbeit

Mit den Jahren wagten wir uns dann nach und nach an das Thema DIY heran. Sie kochte mehr und mehr Marmelade selbst, ich fing an, mit Sauerteig Brot zu backen. Sie kaufte immer weniger Fertigtütchen und Glutamat-Bomben ein, ich raspelte kiloweise Weißkohl für selbstgemachtes Sauerkraut. Sie nähte Stuhlhussen für die alten, abgewetzten Küchenstühle, ich versuchte mich an den ersten kläglichen Versuchen, eine Handtasche zu nähen. Dabei präsentierten wir uns immer gegenseitig unsere Werke und spornten uns zu mehr an. Genährt wurde dieser Prozess durch den ersten PC, den ich meiner Mutter zusammenschraubte und mit dem sie fortan ebay (sehr zum Leidwesen meines Vaters - und des Postboten) nach schönen Stoffen, Borten und Secondhand-Kleidern durchwühlte.

Und heute?

Seit ich ausgezogen bin und meine Mom damit offiziell von ihrem Amt der Vollzeit-Mutter enthoben habe, lernte sie die Vorzüge einer gepflegten Portion Egoismus und persönlicher Freizeit kennen und lieben. Wir schwingen uns beide immer mehr hoch, nähen, backen und experimentieren, was das Zeug hält, und erklären uns gegenseitig, wie toll diese gemeinsamen Interessen doch sind. Und es macht verdammt viel Spaß!

Mittlerweile versuche ich, auch andere Leute mit DIY anzustecken. Und entdecke immer öfter, wie groß die Lücken teilweise sind. Meine Cousine, 4 Jahre jünger als ich, hat z.B. nie in der Schule häkeln gelernt - da ihre Mutter es genauso wenig kann, brachte es ihr niemand bei. Statt gekaufter Kleinigkeiten verschenke ich hübsche, selbstgenähte TaTüTas, Beutelchen, Anhänger. Ich gehe mit Freundinnen Stoffe kaufen, die sie dann bei mir auf meiner Nähmaschine zu etwas Kleinem vernähen, zaghaft anfangs, aber mit der Zeit immer mutiger und begeisterter. Ich führe selbstgenähte Taschen und Röcke aus und erkläre auf Nachfrage, dass sie aus meiner eigenen Hand stammen.

Wenn auch nur ein paar der Leute angesteckt werden, hat das DIY-Virus schon sein Ziel für mich erreicht :)

Montag, 24. März 2014

Tschilp, tschilp ...

... die ersten Frühlingsboten sind da!


Pünktlich zum Frühlingsbeginn schmückten diese quietschbunten Gesellen meine Wohnung und vervollständigen die Frühlingsdeko.

Ich habe vor einigen Tagen Äste im Wald entdeckt, die von Baumfällungen übrig waren, und fand sie durch ihre kleinen, noch ungeöffneten Blattknospen so hübsch, dass ich glatt ein paar mitnahm. Daran baumeln nun diese fröhlichen Tierchen um die Wette.


Größtenteils sind die Vögel aus Stoffresten geschnitten, auch bei den Flügeln habe ich wenig Aufwand betrieben und sie einfach auf den Stoff appliziert. So kann man in einem Rutsch gleich eine ganze Vogelschar zaubern, mit denen ich jetzt Mutter, Schwiegermutter und Schwiegeroma beschenke.


Mein besonderes Highlight: Die Vase. Mit einem Einhorn! Wie cool ist das denn?


Die Kanne ist schwer und klobig wie ein Ziegelstein, aber als sie mir auf dem Flohmarkt ins Auge stach, musste ich sie einfach haben. Dafür geht in das Teil auch wirklich was rein, und mit etwas Wasser im Innern reißt sie nicht mal ein großer Blumenstrauß um.

Samstag, 22. März 2014

Taste the Waste - Am 22.03. im WDR!

Wer am heutigen Samstag Abend noch nichts vorhat:

Der WDR bringt den Dokumentarfilm Taste the Waste von Valentin Thurn - ein kritischer Blick in die Wirklichkeit der Lebensmittelverschwendung und -entsorgung.


Sendezeit:
WDR, 20.15 Uhr am Samstag, 22.03.2014. 

Freitag, 21. März 2014

Aufreger der Woche #4 - Germany's next Topgurke

Die Gurken, die ich kenne, sind gerade - ganz egal, ob ich sie in Kiel oder in Freiburg kaufe. Da liegen zwanzig Klon-Gummern aufgereiht nebeneinander und übereinander, stramm wie Soldaten, gleich lang, gleich dick, gleich grün.
So passen sie alle ins Schächtelchen - sagt der Mitarbeiter im Supermarkt.
So muss ich nicht lange wühlen und mir die größte raussuchen - sagt die Kundin.

Tomatige Idealmaße

Dass für beinahe jede dieser Gurken eine andere ihr Leben lassen musste, steht an den Preischildern nirgends. Fakt ist aber, dass Millionen Tonnen Obst und Gemüse auf dem Feld liegen bleiben, an Tiere verfüttert oder anderweitig verarbeitet werden, ehe es überhaupt in Reichweite eines Supermarktes oder zumindest eines Großhändlers kommt. Gründe dafür kann man in mehrseitigen PDFs der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung nachlesen - die Normen wurden glücklicherweise stark ausgedünnt, schreiben aber immer noch für viele landwirtschaftliche Produkte strikte Eigenschaften vor. Einerseits gut, um etwa angeschlagene oder von Schädlingen befallene Waren zu vermeiden, andererseits aber auch schlecht, weil diese Richtlinien keine Ausreißer zulassen. Wer zu groß, zu klein, zu krumm, zu knubbelig, zu sonderbar ist, fliegt.


Die Natur denkt sich verdammt wenig dabei, wenn sie herzförmige Kartoffeln, siamesische Erdbeeren oder ringelschwänzige Gurken wachsen lässt. Wenn ich in meinen Garten schaue, sehe ich überall solche "Anderlinge", die so gar nichts mit ihren perfekten Verwandten aus dem Supermarkt zu tun haben. Beiße ich in einen Apfel, der krumm und schief gewachsen ist, schmeckt er genauso (oder sogar noch besser, da alte, nicht überzüchtete Sorte) wie sein Kollege, der in blauen Plastikmulden liegt und seinen wachsigen Überzug im Kunstlicht schillern lässt.

Die schicke Hässlichkeit

Mit einer Studienarbeit machten vor geraumer Zeit drei Studenten auf die sogenannten Ugly Fruits aufmerksam - ein Versuch, mit charmant scheußlichem Gemüse und flotten Sprüchen die Leute aufzurütteln. Eine Idee mit Stil und Humor statt mit erhobenem Zeigefinger.


Das hässliche Entlein - Die neue Marke

Aber: Es wird umgedacht. Bereits letztes Jahr wurden einige Kampagnen angestoßen, um den Kunden scheinbar hässliches Gemüse wieder näherzubringen. Unter verschiedenen Markennamen präsentierten Geschäfte wie Rewe oder Edeka Obst und Gemüse, das "etwas aus der Norm gefallen" ist, und machen damit darauf aufmerksam, dass gutes Aussehen nicht zwangläufig guten Geschmack und Qualität versprechen (ein paar Infos dazu in der Wirtschaftswoche).

Einen Wermutstropfen hat die ganze Geschichte natürlich auch: Statt den Kunden daran zu gewöhnen, das hässliche Gemüse als normal zu betrachten, wird es als Marke eingeführt, die seine Andersartigkeit nur noch verstärkt - die Krönung zum Narrenkönig im Supermarkt statt Integration im Apfelkorb. Außerdem wird nur ein geringer Prozentsatz des Gemüses zum "Wunderling" gekürt, der Rest wird weiterhin auf andere Weise verarbeitet - die ganze Aktion ist also mehr Herzensangelegenheit als wirtschaftliche Maßnahme.

Neuer Zukunftstrend in Sicht?

Trotz allem ist es ein Schritt in die richtige Richtung, finde ich. Nach jahrelanger Gewöhnung an die Perfektion in der Obst- und Gemüseabteilung ist es ein angenehmer, eigentlich auch natürlicher Anblick, mal eine krumme Gurke oder dreibeinige Möhre zu sehen. Edeka gibt zwar zu, dass die Aktion vom Kunden durchaus angenommen wurde, aber zum Teil wohl auch wegen des niedrigeren Preises der "Wunderlinge". Weitere Aktionen seien also allerhöchstens saisonal denkbar, aber nicht die Regel.

Schade eigentlich. Bleibt zu hoffen, dass die Aktionen öfter und länger angeboten werden. Verdient hat es das Gemüse ja.

Mittwoch, 19. März 2014

Jeans nach Maß

Als Frau kann man vermutlich ein Lied davon singen - Jeans zu kaufen ist der blanke Horror. Zu lang, zu kurz, am Bund zu eng, am Bein zu schmal, die Taschen zu tief, vorne Falten, hinten faustbreiter Abstand zum Kreuz.

Im Schnitt schlüpft frau in 10 verschiedene Hosen, ehe sie sich für eine davon entscheidet. Die absolut passende Traumjeans ist das allerdings selten. Meistens gibt man sich mit "Na ja"-Käufen zufrieden, um den Hintern wenigstens in irgendwas halbwegs Passendes zu verfrachten. Von diesen Jeans hat man dann einige im Schrank, die man 2 oder 3 mal anzieht, ehe man sie zu lebenslanger Haft am Bügel verdonnert. Von geplanten Änderungsarbeiten (verkürzen, Bund enger nähen) bis hin zu zukunftsträchtigen Plänen (reinschrumpfen wollen!) sind genug Ausreden dabei, um die Hose so schnell nicht mehr hervorzuholen. Und irgendwann mag man die Bux gar nicht mehr ansehen, geschweige denn tragen.

Zwei findige Schweizer haben zu diesem Dilemma einen Online-Shop eröffnet, in dem man sich seine Jeans nach Maß schneidern lassen kann: Selfnation.

http://www.selfnation.ch/

Das Prozedere ähnelt anderen Online-Schneidereien: Jeansart wählen, verschiedene Körperstellen messen, Größe eingeben, abschicken, warten.

Mich als Informatiker fasziniert allerdings die Technik dahinter: Die Schnitte, aus denen später in einer deutschen Schneiderei die Jeanshosen entstehen, werden nicht von Hand oder durch den Schneider am PC entworfen, sondern durch einen Algorithmus auf Basis der Körpermaße konstruiert, den die beiden Shop-Gründer entwickelt haben. Nach der Eingabe aller Daten sieht man dann ein Modell der Jeans, wie sie in natura an einem selbst aussehen würde. Finde ich persönlich ja sehr cool :)

Preislich liegt die Jeans natürlich etwas über dem klassischen C&A-Schnapper - aber wenn man bedenkt, dass die Jeans zum einen in Deutschland und zum anderen maßgefertigt ist, sind die knapp 220 CHF (etwa 180 €) ziemlich fair. Für eine Markenjeans, die im Außland in Massen genäht wird, legt man schließlich auch bedenkenlos 100 € hin.

Weitere Infos findet man übrigens noch in diesem Videobeitrag von 3Sat:
http://www.3sat.de/page/?source=/nano/technik/175545/index.html

Sonntag, 16. März 2014

Was macht ein Pferd der Mikrowelle?



 Nein, es wärmt keine abgelutschten Hackfleischskandal-Witze auf.

Genauer gesagt half es mir über mein Plüschtrauma hinweg.

 
Seit ich vor Jahren ein übles und demotivierendes Erlebnis mit Plüschstoff hatte, machte ich darum stets einen seeehr großen Bogen. Ich versuchte mich damals an einem Machwerk aus Teddyfell und wollte eine Katze zusammentackern. Mit zu wenig Stoff und dem nicht vorhandenen Wissen, dass Plüsch eine Fellrichtung hat, produzierte ich dann ein hässliches, verzogenes und verzotteltes Etwas, das irgendwann - Gott sei's gedankt - in einem Altkleidersack meiner Mutter verschwand. Und ich rührte das Rohmaterial meiner eigentlich so geliebten Stofftiere sehr, sehr lange nicht mehr an.

Dieser wild gemusterte Stoff flog schon seit Jahren in meinem Schrank herum, ohne dass ich mich herantraute. Bis ich ihn vor kurzem genauer unter die Lupe nahm unt sah - der Stoff hat Wirbel. Nix da mit Faserrichtung, die wechselt einfach munter! Ein göttliches Zeichen - der musste vernäht werden, und zwar zackig!

Ein Blick in meine Schnittmustersammlung brachte dann dieses süße Eselchen zu Tage. Ich vergrößerte den Schnitt um das Doppelte und nahm ein paar Änderungen vor: Die Beine nähte ich von innen an, die Ohren sollten aufrecht stehen und innen eingeknickt sein und statt Eselsschwanz gab es einen Pferdeschweif.

Während das Hüh noch eine Runde abhing, machte ich mich auf die Jagd nach Füllmaterial - der Kopf wurde bereits mit Kissenfüllung in Form gebracht, aber für den Körper hatte ich dieses Mal etwas anderes im Sinn.


Im Vorratsraum fiel mir dann eine Packung Weizenkörner in die Hände, und ich erinnerte mich an das Körnerkissen, das sich mein Vater immer so gern über die verkrampfte Schulter wirft. Also bekam das Pferdchen flugs einen Schwung Weizen eingetrichtert - lustigerweise machte ich das tatsächlich mit einem Trichter, weil sonst die Hälfte Getreide im Zimmer rumgeflogen wäre. Unlustigerweise war die Füllöffnung (man ahnt es sicher) auf der anderen Seite des Pferdes. Also hinten. Detailfotos erspare ich euch, es war so schon demütigend genug für das arme Pferdchen ;-)

Der Schweif besteht aus zurechtgeschnittenen Wollfäden, die einfach zum Schluss beim Popo-Zunähen mit eingenäht wurden.

 

Äuglein wurden vorgezeichnet und aufgestickt (auf der hellen Fellseite mit Bleistift, auf der dunklen mit hellem Lidstrich-Stift - klappt hervorragend!).



Damit das Pferdchen tatsächlich wärmt, parkt man es einfach für maximal 2 Minuten bei etwa 800 Watt in der Mikrowelle (nicht mehr, sonst mieft es nach kokeligem Popcorn ...). So verströmt das Tier gute 30 Minuten eine angenehme, leicht feuchte Wärme, wärmt abends das Bettchen vor und tröstet bei Bauchschmerzen.

Und da weder Batterien noch heißes Wasser wie bei Wärmflaschen zum Einsatz kommen, kann man das Pferdchen bedenkenlos kleinen Kindern mit ins Bett geben.

Freitag, 14. März 2014

Aufreger der Woche #3 - Geschnitten Brot im Beutel

Neuer Freitag, neues Narf der Woche ;-)

Mein Brot backe ich üblicherweise zu 90 % selbst - schmeckt gut, macht mehr Spaß, hält sich länger, und ich weiß, was drin steckt.

Wenn ich einmal tatsächlich in die Verlegenheit komme, kein Brot mehr im Haus zu haben, verschlägt es mich auch mal in eine der örtlichen Bäckereien. Da ich allerdings nicht mitten in der Hauptstadt wohne, sondern fernab in der Peripherie, machen die hiesigen Bäckereien am Wochenende meistens nachmittags die Klappe zu. Und meistens fällt einem am Samstag Abend auf, dass da Ebbe in der Brotbox herrscht. Humpf.

Ich bin wirklich kein Freund von SB-Backshops - weder mag ich die Fertigbrote noch die Tatsache, dass alles so lieblos präsentiert wird (ganz davon abgesehen, dass ich den Gedanken scheußlich finde, wie viele Leute wohl "aus Versehen" das Brot oder die Brötchen in meiner Tüte angegrabscht haben). Da fummelt man aus der Plastikklappe das Objekt der Begierde, verfrachtet es auf ein Tablett mit Papierlätzchen und balanciert dieses zur Kasse, wo man im Sekundentakt abgefertigt wird.

Als ich letztens wieder notgedrungen so einen Backshop betreten musste und - vorbei an gefühlten zwanzig Regalmetern Snacks und belegten Brötchen - zu den Broten schlappte, traute ich meinen Augen nicht: Die Brote waren geschnitten und in Plastik eingetütet. Und zwar alle.


Ein freundliches Schildchen an den Fächern erwähnte, dass man, wenn man ungeschnittenes Brot will, bitte Laut geben soll. Was natürlich, zumindest während der Zeit, in der ich im Laden war, niemand tat. Und ich? Ich weinte innerlich. Das Brot in seinem Plastikkleidchen schwitzte auf Teufel komm raus, weil es im noch warmen Zustand geschnitten worden war. Die Scheiben waren teilweise zerrissen, pappten aneinander, waren, gerade beim Vollkornbrot, viel zu dick, und das Endstück war teilweise auf gut 5 cm ungeschnitten und würde vermutlich entsorgt werden.

Von dieser Vergewaltigung des Brotes mal ganz abgesehen bedeutet das ganze, dass mal eben dutzende Plastiktüten gefüllt, verknotet, zuhause vom Käufer wieder aufgerissen und dann weggeworfen werden. Der Service, dem Kunden das Brot zu schneiden, ist an sich ja eine nette Geste und wird von vielen Bäckereien angeboten, aber fast alle füllen das geschnittene Brot danach in einen Plastikbeutel - während das ungeschnittene Brot in die Papiertüte darf. Eigenartig, oder?

An dem Tag tütete ich notgedrungen ein paar Brötchen in eine Papiertüte und zog meiner Wege. Und zuhause streichelte ich dann meinen Allesschneider, der mir unter anderem auch sauber geschnittene Brotscheiben liefert, und versprach ihm das nächste Mal Arbeit.
Mit selbst gebackenem Brot :)

Mittwoch, 12. März 2014

1 Jahr ohne Konsum

Solche 1-Jahres-Selbstversuche scheinen die letzten Jahre immer mehr zum Trend zu werden. Sei es der Verzicht auf Plastik, anständiges Essen, nix kaufen, alles selber machen oder tägliche Reduktion des ökologischen Fußabdrucks - es ist faszinierend zu sehen, wie sich Menschen für einen längeren Zeitraum ein Ziel setzen, das ihnen selbst im ersten Moment eine Einbußung von Lebensqualität bringt, ja, sie sogar anfangs sehr nahe ans Scheitern treibt.

Umso verblüffender ist es dann, dass sich dieser selbst auferlegte Verzicht zu einer Bereicherung und Verbesserung des eigenen Lebens mausert, indem er zeigt, dass weniger tatsächlich mehr sein kann. Und dass ein "Zu viel" das verschüttet, was einem im Leben wirklich etwas bedeutet.

Der nächste Selbstversuch in diesem Zuge stammt von Greta Taubert: Apokalypse Jetzt!


Ein Jahr lang kein Konsum, also (fast) völlige Autarkie. Containern, schlafen im Wald oder im Bauwagen, eigene Kleidung nähen, Lebensmittel anbauen, auf die Jagd gehen. Das alles geschieht vor dem Hintergrund der drohenden Ressourcen-Knappheit, also ein "Was wäre, wenn?"-Spiel der Art: Was geschieht, wenn unsere Wohlstandsgesellschaft zusammenbricht, wenn die Krisen in den schon so lange prophezeiten Abgrund führen?

Über das Buch bin ich durch Artikel der Welt und des Spiegels gestolpert und habe es direkt auf meine Bücher-Wunschliste aufgenommen. Eine kleine Rezi folgt dann, sobald ich mich durchgelesen habe :-)

Montag, 10. März 2014

Gänseliesel

Gänse! Als Kind hatte ich ja höllische Angst vor den Biestern - auf einer Wiese, die gegenüber unseres Hauses lag, hielten unsere Nachbarn früher etliche Gänse. Als Zwerg wollte ich die immer füttern, erschrak aber beim Ausleeren der Schüssel immer so, dass ich das Ding fallen ließ.
Natürlich ins Gänsegehege, klar *g*

Mittlerweile beäuge ich die Viecher zwar noch immer mit Argwohn (die können beißen, und wie!), hab sie aber an sich ganz gern. Und diese beiden Gesellen hier sind garantiert zahm und pflegeleicht.


Wahrscheinlich kennen manche den Schnitt - die klassische Tilda-Gans, nur mit leicht veränderten Füßen (ich bin irgendwie zu deppert, die gemäß Anleitung ans Bein zu heften).

Extra gekauft habe ich eigentlich nur den orangefarbenen Stoff für Beine und Schnabel, alles andere besteht aus Stoffresten, alter Kissenfüllung und einer meiner stets griffbereiten dünnen Fleecedecken.

Das Gänsemädel bekam dabei Röckchen statt Büx, den Schnitt dazu habe ich mir mehr oder weniger selbst zusammengefrickelt. Ob etwas eingekräuselt, damit der Bund schön anliegt, fertig.

Und diese beiden Schnatter-Viecher sitzen nun als knuddelige Kopien meiner Eltern bei ihnen auf dem Küchentisch :)

Freitag, 7. März 2014

Aufreger der Woche #2 - Papp-A-Trap im Büro


Dreimal dürft ihr raten, wo dieses Maschinchen samt Bechern steht.

Im Coffee-Shop? Nöp.
In der SB-Bäckerei? Niente.
In der Büro-Kaffeeküche? Bingo.

Meine Kollegen, die allesamt wahre Kaffee-Junkies sind, schlürfen literweise Kaffee. Größtenteils im Büro oder Sitzungsräumen (da hauen die mal eben ein Kilo Kaffee pro Tag weg. Ernsthaft.).

Wir haben den Service im Haus, dass man uns frisch gespülte Tassen bereitstellt und die dreckigen auch wieder wegbringt. Trotzdem staune ich immer, dass viele Mitarbeiter lieber ein Pappbecherchen an ihren Platz tragen, statt die Tasse zu nehmen. Natürlich nimmt man für jeden neuen Kaffee ein frisches Becherchen, ein frisches Deckelchen, ein frisches Umrühr-Stäbchen. Und angesichts der Menge, die mancher sich da vor dem Monitor hinter die Binde gießt, kommen schon zweidreiviele Becher zusammen.

Ich persönlich bin nicht wirklich Freund dieser Becher, kann ihr Dasein aber durchaus verstehen. Unterwegs sind Tassen doof, und kaum jemand schleift permanent eine Warmhaltekanne mit. Wenn einen im Bahnhof der Kaffee-Jieper erwischt und man keine Zeit mehr hat, ihn im Coffee-Shop zu trinken, hat man einfach keine Wahl. Und ja, ich gestehe - auch ich habe ab und an so ein Becherchen in den Pfoten, wenn ich mal wieder verschwitzt habe, freitags meine Isokanne einzupacken *schäm*

Trotz allem sind die Becher fürs Käffchen eine Katastrophe für die Ökobilanz. Letzten Sommer schrieb Stern, dass jährlich mal eben locker-flockige 23 Milliarden Becher auf dem Müll landen. Und dass immer mehr Kaffee außer Haus getrunken wird - also nix da mit gemütlich im Filter brühen oder im Café das obligatorische Kännchen ordern. Der Kaffee ist zum Unterwegs-Getränk geworden.
Ich grinse ja regelmäßig, wenn ich einen bestimmten Becher-Print sehe, den mit Personen samt Käffchen, die gestresst dahinflitzen. Der typische Coffee-to-Go-Trinker?

Aber wozu im Büro? Weil man die dreckige Tasse nicht mehr in die Kaffeeküche tragen will? Angesichts mancher Kaffeetassen-Türme, die sich auf zahlreichen Tischen stapeln, scheint das ein recht naheliegender Grund zu sein (in manchen Räumen scheinen die geheime Bio-Projekte durchzuführen, mit ganztags herabgelassenen Rollos, ausgeschaltetem Licht und Heizung an. Ich rechne mittlerweile täglich damit, morgens um 7 Uhr einem Buchsbaum-E.T. zu begegnen ...).

Nun gut, sei es drum. Ich benutze das ganze Jahr über meine Schneemann-Tasse im Büro (ja, ernsthaft), weil die Pappdinger für meinen riesen Milchkaffee ohnehin immer zu klein sind. Und für unterwegs habe ich mir vom Männeke zu Ostern einen kleinen Mehrweg-Becher gewünscht, den kann ich leichter mitnehmen - als Dauerpendler Freitag Nachmittag im ICE zu sitzen und keinen Kaffee zu haben ist ein Worst Case.

Insofern - prost!

Mittwoch, 5. März 2014

Lumpi, der Sockenhund


Kennt ihr das? Ihr seht irgendeinen Gegenstand, meinetwegen einen Stein, einen Ast im Wald, ein in die Ecke geworfenes Shirt - und glaubt, darin ein Gesicht oder gar ein komplettes Wesen zu erkennen?
So erging es mir, als ich des nächtens ins Bad taumelte und da eine Strumpfhose über der Stuhllehne hing. Und ich erkannte im Halbschlaf einen Köter, der sich aufs Kissen flätzte und schlummerte.

Glück, dass es doch keiner war.
Und Glück, dass es sich stattdessen um eine Büx handelte, bei der ein Fuß durchgelatscht war (ich trage gerade im Winter viel und gern Rock + Strumpfhose). Also wurde die Büx ein Opfer meiner Schere und ich hatte tags darauf einen neuen Mitbewohner - Lumpi.


Stubenrein, nicht sabbernd, miefend, bellend. Sehr schön ;o)

Ich muss allerdings gestehen, dass sich der Strickstoff nicht wirklich schön nähen ließ - das ahnte ich schon beim Zuschneiden. Meine olle Singer fraß den Stoff beim Nähen förmlich auf und ruinierte mir mehr als eine Naht.
Unter Gefransel und Gezupfel fluchte ich also kräftig beim Nähen. Beim Stopfen wunderte mich dann, warum die Körperteile immer größer und dicker wurden - dehnt sich ja ins Unendliche, so eine Strumpfhose.

Jetzt hat Lumpi ein Waschbärbäuchlein. Und das darf er als niedlich bezeichnen, jawoll.

Montag, 3. März 2014

Staffellauf im Kleiderschrank

Bei meinen Kleiderschrank-Inspektionen stelle ich immer wieder ein überraschendes Phänomen bei mir fest: Die Klassen-Gesellschaft in den Fächern. Geht es euch da auch so?
Alle Klamotten sind streng hierarchisch geordnet und werden nur zu bestimmten Anlässen bzw. an bestimmten Orten getragen - etwa zuhause oder außerhalb der eigenen 4 Wände im Büro. Die Kleider wechseln dabei während ihrer Lebenszeit die Klassen und steigen gewissermaßen ab: Vom Edelfummel bis zur Schlunzklamotte.

Ich habe festgestellt, dass ich genau 4 solcher Klassen habe:
  1. Praktisch neue, hochwertige Kleidung: Wird sehr, sehr selten getragen, weil sie zu gut / schön / teuer / liebgewonnen ist und man sie schonen will. Insofern wird sie maximal zu festlichen oder besonderen Gelegenheiten getragen.
  2. Alltagskluft für Büro, Einkaufsbummel, Kino mit Freunden: Etwas weniger gut und edel als Klasse 1, aber dennoch absolut gesellschaftsfähig. Hier tummeln sich hauptsächlich klassische Schnitte, die sich gut kombinieren lassen.
  3. Schlunz-Klamotten für zuhause: Die sieht man nur selbst bzw. die Familie, maximal auch noch die Kassiererin im Supermarkt oder der Postbote. Größtenteils etwas abgetragene, aber trotzdem gut erhaltene ehemalige Mitglieder von Klasse 2.
  4. Peinlichkeiten: Hier wirds hässlich - verrupft, fleckig, fadenscheinig oder einfach nur grottig geschnitten. Mitglieder dieser Klasse will man nicht mal Männeke vorführen, die trägt man nur samstags morgens, wenn man allein zuhause ist, weder frisiert noch geschminkt ist und weiß, dass man keine größere Post erwartet, für die man dem Boten öffnen muss.
Eine inoffizielle 5. Klasse habe ich auch, seit ich mein Leben auf Upcycling eingestellt habe: Alles, was absolut nicht mehr tragbar ist, landet hier, um seinen letzten Frieden in einem Projekt zu finden. Dinge, die ich früher entsorgte, ehe oder kurz nachdem sie Klasse 4 erreicht haben, werden jetzt so lange aufgetragen, bis wirklich nichts mehr geht.

Auch wenn ich sagen muss, dass Klasse 5 eher aus einer Not heraus entstanden ist. Hauptsächlich sind hier Jeans zu finden - und alle Frauen mit Figuren jenseits der Norm wissen um das Elend eines Jeanskaufs. Ich, mit offenbar zu starkem Taille-Hüfte-Verhältnis und Hohlkreuz, plage mich seit jeher mit Hosen herum, die hinten eine Fusselrampe haben, also faustbreit abstehen. Gürtel mag ich nicht, einnähen geht sehr selten bei Jeansstoff. Das Ergebnis ist, dass ich immer nur 1-2 wirklich gut passende Jeans besitze, die ich gnadenlos trage, bis sie in Fetzen hängen. Und die Fetzen landen dann zum Verwursten in Klasse 5, nebst anderen zerschlissenen oder wirklich ungeliebten Stücken.

Sonntag, 2. März 2014

The Holy Umhängetäschle


Gleich zwei Erbstücke stecken in dieser schlichten kleinen Handtasche, die ich mir für die zukünftigen Sommertage genäht habe:


Zum einen eine klassische alte Schürze mit einem ganz wunderhübschen Spitzen-Täschlein - zum Kochen war mir das Stück immer zu schade und ehrlich gesagt auch zu klein. Gerade obenrum, in der klassischen Spritz-Zone, war der Schutz doch arg dürftig. Und das ständige Geknöpfe und Geknote beim Anziehen machte die Schürze auch nicht unbedingt benutzerfreundlicher. Ganz davon abgesehen, dass ich mit dem Ding wirklich aussah wie ein Zimmermädchen anno Dazumal ;-)


Die zweite Zutat ist tatsächlich hochoffiziell kirchlich geweiht: Durch das Heimatdorf meiner Großmutter prozessierte früher immer an Fronleichnam die gesamte Gemeinde, und vor ausgewählten Häusern wurden kleine Altare aufgestellt, vor denen man anhielt und den Segen sprach. Meine Großmutter hat auch einmal einen solchen Altar errichtet - dazu gehörte eine Decke aus rotem Leinen und darüber ein weißes Deckchen mit Spitzenbesatz.


Quelle: bistum-augsburg.de
Eben diese rote Leinendecke fiel mir irgendwann mal in die Hände, als wir das Haus der Großmutter nach ihrem Tod räumten. Ich wusste von seiner Vergangenheit und scheute mich lange, diesen Stoff zu zerschneiden. Aberglaube? Nö, eigentlich nicht, aber ich wollte ungern etwas verwerten, was nicht für "weltliche" Zwecke gedacht war.

Irgendwann aber überkam mich der Rappel, so ein gutes Stück in der Stoffkiste schmoren zu lassen, und ich entschloss mich dazu, dass daraus ein Sonntags-Ausgehtäschlein wird. Passt durch die rot-weiße Farbe ganz wunderbar zu meinen Sommerröcken und wird mit Sicherheit öfter die Innenstädte sehen!