Montag, 23. Juni 2014

Ausmisten #2: Konkrete Ideen

In meinem letzten Post habe ich von den zahlreichen Besitztümern gesprochen, die man so in den eigenen 4 Wänden anhäuft. Dinge erwirbt man erfahrungsgemäß schneller, als man sie wieder los wird - ein übler Effekt, wenn es darum geht, die Besitztümer zu verringern, etwa im Falle eines Um- oder Auszugs. Aber auch ein regelmäßiges Ausmisten ist eine wirkungsvolle Methode, um das Problem schon rechtzeitig aufzuhalten und es gar nicht zu den berühmten 10.000 Utensilien kommen zu lassen, die der Deutsche angeblich hortet.

Welche Möglichkeiten hat man nun konkret, um Herr der Lage zu werden und seinen Besitz nicht ausufern zu lassen?

Zunächst einmal hängt es natürlich vom Zeitpunkt ab, also wann man beginnen will.

Vor dem Kauf

Am Sinnvollsten ist es natürlich, sich schon vor dem Kauf Gedanken darüber zu machen, ob man den gewünschten Artikel tatsächlich braucht. Manchmal reichen ein, zwei Nächte Bedenkzeit, und das Gefühl des akuten Haben-Wollens ebbt ab - dann hatte man es mit einem psychologischen Bedürfnis zu tun, aber nicht mit einem echten Mangel.

Während des Kaufs

Hat man sich dazu entschlossen, etwas wirklich besitzen zu wollen, sollte man trotzdem nicht zu vorschnell sein. Viele Gegenstände führen dazu, dass sich der Besitz in Zukunft vermehrt:
  • zu billige oder minderwertige Artikel verschleißen schnell und müssen neu gekauft werden
  • Zubehör muss zwingend gekauft werden, damit der Gegenstand funktioniert (z.B. eine Spiegelreflex ohne Objektiv oder ein PC ohne Monitor)
  • verlockendes "Upgrade"-Zubehör steigert gefühlt den Wert des Utensils, muss aber trotzdem erst mal gekauft werden (z.B. Küchenmaschinen mit Getreidemühle, Zerkleinerer, Entsafter ...)

Benutzen / Upcyclen

Ist etwas bereits in unserem Besitz und kein Verbrauchsgegenstand (d.h. es bleibt längerfristig im Haushalt), dann kann man es ganz einfach benutzen und damit vermeiden, es doppelt zu kaufen. Wichtig ist natürlich, dass man den Überblick behält - einen Eierschneider etwa, der ewig nicht mehr benutzt wurde und ganz weit hinten im Schrank lag, kauft man im Affekt doppelt, wenn man so ein Teil zufällig mal braucht und das Stück zuhause eben schlicht vergessen hat.

Andere Dinge, etwa Möbel, lassen sich relativ leicht upcyclen: Mit Folien beklebt, mit neuer Farbe lackiert oder mit Steinen verziert bekommt man ein Schmuckstück, das man gerne nutzt und vor allem auch behalten will. Auch Kleidung lässt sich erfahrungsgemäß upcyclen.

Verkaufen

Möchte man einen Artikel nun definitiv loswerden, kann man natürlich versuchen, ihn gegen Geld an den Mann zu bringen. Gute Erfahrungen habe ich schon mit ebay, Aushängen in Supermärkten, Flohmärkten, Kleinanzeigen im Wochenblatt und Anzeiger-Magazinen gemacht.

Wichtig sind hier die Preisgrenzen: Gerade gebrauchte Gegenstände haben, wenn sie explizit nicht selten, von einer Trendmarke oder aufgrund ihres Alters bzw. Materials wertvoll sind, keinen hohen Verkaufspreis. Setzt einen realistischen Preis an, den ihr selbst für den Artikel zahlen würdet (wie schwer das ist, so was einzuschätzen, habe ich ja schon im letzten Post am Beispiel der Kaffeetassen geschrieben) und seid vor allem kooperativ und bereit zu Verhandlungen.

Erfahrungsgemäß sollte man immer schon einen Vorschlagspreis angeben (keine angegebenen Preise schrecken ab, da der Kunde erst in Aktion treten und den Preis erfragen muss - hier haben erstaunlich viele eine Hemmschwelle) und ihn notfalls mit "VB", also auf Verhandlungsbasis, kennzeichnen. Damit signalisiert man den Interessenten, dass noch was geht beim Preis. Dafür den Preis lieber 10 % höher ansetzen und stückweise runtergehen, statt von Anfang an stur auf den Wunschpreis zu beharren.

Verschenken

Wenn Verkaufen nicht zum Erfolg führt, kann man unliebsame Gegenstände natürlich auch verschenken. Anstand und Höflichkeit gebieten, dass man anderen keinen Schrott andreht - niemand freut sich über etwas, das offensichtlich kaputt ist oder in naher Zukunft kaputt gehen wird. Wenn man hier unsicher ist, sollte man einen Gegenstand lieber selbst entsorgen, statt das einer anderen Person zu überlassen und ihr damit unterschwellig zu sagen, das man sich wenig um ihr Wohlergehen schert.

Erste Anlaufstelle für Schenk-Aktionen sind natürlich Bekannte, Verwandte und Freunde. Eine Kramkiste, die man bei einer abendlichen Weinrunde hinstellt, kann schnell zu einem Mordsspaß werden, wenn die Leute selbst in aller Ruhe stöbern und auswählen dürfen. Dabei greift zusätzlich der Besitzanspruch und tief verwurzelte Neid, der in allen schlummert - wenn Person A etwas in der Hand hält, wird der Gegenstand für Person plötzlich ungemein attraktiv. Ich habe schon Diskussionen und wilde Tauschhandel erlebt, bei denen zuvor unliebsamer Plunder plötzlich zum "Renner" wurde. Gut geeignet für solche Wühlkisten sind Kleider und Accessoires, Bücher, Haushaltsutensilien und Dekoartikel, also eher kleinvolumige Gegenstände, die man mal eben mitnehmen kann.

Geschenke wirken natürlich auch auf Fremde anziehend - hier muss man nur aufpassen, dass sich der andere nicht bedrängt oder gar zum Handeln gezwungen fühlt. Insofern ist es also weniger klug, jemandem einfach etwas unter die Nase zu halten und ihn zu fragen, ob er das haben will - die meisten wittern sofort eine Falle und werden misstrauisch.
Besser ist es, auf die natürliche Neugierde zu hoffen: Eine Kiste am Straßenrand, gut sichtbar mit "Zu verschenken" beschriftet, wird oft schon nach Minuten von den ersten Passanten beäugt. Die künstlich herbeigeführte Knappheit des Angebots tut ihr übriges - der Passant weiß, dass der Gegenstand womöglich in 10 Minuten nicht mehr da ist. Also besser sofort mitnehmen, ehe ihn sich der nächste krallt, nech?
Zu beachten ist natürlich, dass solche Kisten nicht wirklich legal sind und teilweise als Müllabladen betrachtet werden. Im Zweifel lieber nur vor dem eigenen Haus abstellen und die Kiste vor allem wieder rechtzeitig entfernen, wenn man merkt, dass man auf kein Interesse stößt.
Legal sind, insbesondere für Bücher, die öffentlichen Bücherregale in vielen Großstädten. Reinstellen, rausnehmen, schmökern, mitnehmen - das Konzept geht definitiv auf.

Für großrahmige oder umfangreiche Gegenstände wie Möbel und Geschirr sind Sozialkaufhäuser ebenfalls ein guter Anlaufpunkt. Teilweise bieten diese Einrichtungen auch an, die Möbel abzuholen. Mit einer Begutachtung muss man natürlich rechnen - auch Sozialkaufhäuser möchten nur etwas anbieten, was nicht beschädigt ist.

Kleiderkammern sind eine Anlaufstelle für Klamotten. Was ich hingegen ungern benutze, sind die klassischen Kleiderspenden. Hier sollte man sich vorab informieren, wo die Spende tatsächlich hingeht, um nicht unwissentlich sogar noch Schaden anzurichten!

Zum Verschenken eigen sich natürlich ebenfalls Anzeigen. Will man nicht ganz leer ausgehen, tut es auch ein obligatorischer Tausch - etwa den Schrank gegen eine Kiste Bier.

Entsorgen

Auch wenn das hier ein Upcycling-Blog ist, will ich diesen Punkt trotzdem nicht unter den Tisch kehren. Die letzte und endgültigste Methode, etwas loszuwerden, ist das Entsorgen. Was absolut niemand mehr möchte oder so beschädigt ist, dass man es nicht mehr nutzen kann, muss weg, ganz klar.

Hier sollte man aber darauf achten, wie man etwas entsorgt. Jede Gemeinde bietet Informationen zum Entsorgen an, damit man die Stücke zumindest umweltgerecht loswird. Elektroschrott, Sondermüll wie etwa Batterien und Farbeimer, Sperrmüll und Kleiderreste werden meistens separat entsorgt, große Gegenstände wie Kühlschränke gegen Gebühr teilweise auch abgeholt. Ein Blick auf die Website des örtlichen Entsorgers liefert meist die benötigten Informationen.

Was selbstverständlich niemals in Frage kommen sollte, ist wild abgelegter Müll!


Habt ihr noch weitere Ideen, um euren Haushalt zu verkleinern bzw. das Entsorgen zu vermeiden? Ich freue mich auf eure Ratschläge und Erfahrungen!

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