Donnerstag, 8. Mai 2014

Das Ding mit der Regionalität

Letztens hatte ich eine interessante Diskussion mit einigen Bekannten, die so ziemlich alle "Fraktionen" der modernen Ernährungsformen abdecken: Die eine schwört auf Low Carb, die andere ist absolute Bio-Anhängerin, die nächste versucht sich seit gut einem Jahr in veganer Ernährung, die andere ist Teilzeit-Vegetarierin.

Ich bin der einzige Omnivor in der Runde, mal nebenbei *hüstel*

Trotzdem waren sich alle mehr oder minder einig, als es um das Thema der regionalen Lebensmittel geht: Ja, unbedingt.
Nicht nur, um die hiesige Landwirtschaft zu unterstützen, nein, auch aus gesundheitlichen und ökologischen Aspekten. Weniger Transport bedeutet weniger CO2, keine Ausbeute von Farmarbeitern irgendwo in Marokko oder Spanien, keine übertrieben frühe Ernte der Produkte, (hoffentlich) wenige bzw. kontrollierte Spritz- und Düngemittel und einfach das Gefühl, eine Möhre aus der direkten Nachbarschaft zu kauen statt eine, die aus Israel immigriert ist.


Als wir dann aber über biologisch erzeugte Produkte aus der Region redeten, wurde es schon etwas finsterer in der Runde, denn da war die Auswahl verdammt mau, besonders im Winter bzw. frühen Frühjahr. Wir hatten also ein Dilemma: Bio und vom anderen Ende der Welt, oder regional und dafür konventionell. Wirklich einig wurden wir uns nicht, und alle berichteten, dass sie da einfach zweigleisig fahren. Nur die Bioanhängerin lebte lieber mit ihren Williams Christ Birnen aus Südamerika.

Für mich selbst kommt noch erschwerend hinzu, dass ich nur wenig Fructose vertrage und bei fast allen Kohlsorten beinahe einen Tag Krankenschein machen muss, um die Magenkrämpfe loszuwerden. Insofern würde regionale Kost für mich bedeuten, im Winter fast nichts Frisches essen zu dürfen - das Wintergemüse ist sehr kohllastig, das Winterobst besteht fast ausschließlich aus Äpfeln und Birnen und mit etwas Glück Trauben, die ich roh nicht mal in winzigen Mengen vertrage. Ich greife also notgedrungen zu Zitrusfrüchten, ein paar exotischen Schmankerln wie Litschi sowie bergeweise Paprika, um nicht am Skorbut dahinzusiechen.

Das ist weder biologisch (zumindest teilweise) noch ökologisch und am allerwenigsten regional, hilft mir aber leider nichts. Glücklich macht es mich nicht, dafür freue ich mir hingegen im Sommer einen Ast und esse mich an den frischen Beeren und Gemüsesorten vom Markt kugelig. Aber reicht das für meinen ökologischen Fußabdruck, wenn ich dafür den ganzen Winter über Paprika, Zucchini und Orangen aus südlichen Ländern verzehre? Darf ich meinen Magen als Ausrede nutzen, um weiterhin (nicht gerade wenig) Import-Lebensmittel zu vertilgen?

Ich versuche schon, an allen möglichen Stellen einzulenken - ziehe eigene Erdbeeren und Kräuter, verarbeite gefundenes Fallobst zu Kuchen oder Kompott, esse so viel regionales Gemüse wie ich kann (nach 5 Tagen Lauch mit Möhren und Kartoffeln in allen Variationen ist irgendwann die Schmerzgrenze erreicht). Damit kann ich mein Gewissen zumindest etwas besänftigen. Ich würde gern mehr tun, aber ich kann nicht. Wirklich zufrieden macht einen das nicht, aber das Leben ist eben kein Wunschkonzert.

2 Kommentare:

  1. Was die Süd Früchte angeht, hat mein Magen beschlossen, ich muss regional leben...:-) ich Verträge fast nichts, was als Süd Früchte bekannt ist -allerdings leider auch keine Birnen! Bleibt auch nicht viel übrig im Winter.. wenn dann noch meine Bedingung Bio dazu kommt... ich kenn das! Schön, dass du Dur überhaupt Gedanken machst! In meinem Bekanntenkries sind viel zu viele, die sich darum überhaupt nicht kümmern... Hauptsache billig und jederzeit verfügbar, egal ob Erdbeeren im Dezember oder Bananen 12 Monate im Jahr...
    Auf jeden Fall immer wieder ein interessantes Thema!

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    1. Bei regionalem Obst greift man am Ende am besten noch auf selbst eingekochtes zurück, dadurch entfällt auch die energieaufwändige Lagerung. Bei uns stehen viele Äpfelbäume, die wir im Herbst plündern und Apfelmus kochen (das vertrage ich zum Glück).
      Erdbeeren im Dezember gehen gar nicht, und auch die spanischen boykottiere ich konsequent. Leider gibt es immer noch viele Leute, die denken, es wäre etwas ganz tolles, im Winter diese quietschsauren, unreifen Dinger zu essen.

      LG, Saranesu

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