Freitag, 28. März 2014

Aufreger der Woche #5 - Wardrobing

Als ich vor einigen Tagen seit langer Zeit wieder an der Kasse eines Kleidungsgeschäftes stand (mit einem paar Socken in der Hand - eines der wenigen Kleidungsstücke, die ich wirklich nicht gebraucht kaufen will), stand vor mir eine Dame mit einem Stapel Klamotten, den sie umtauschen wollte. Die Selbstverständlichkeit, mit der die Kassiererin das Zeug zusammenraffte, einscannte und das Geld zückte, gab mir zu denken - sie schaute sich die Sachen nicht mal genau an, prüfte nur, ob die Etiketten dran sind. Selbst Umtausch ohne Kassenzettel wird immer öfter akzeptiert, zumindest durch Ausstellung eines Gutscheins.

Ein neuer Trend - Wardrobing

Bei uns zum Glück noch eine Randerscheinung, grassiert in den USA ein bedenklicher Trend in Sachen Umtausch: Wardrobing, das systematische Kaufen, Tragen und Zurückgeben von Kleidung.

Mit Sicherheit hat jeder schon mal Kleidung gekauft, sei es online oder im Geschäft, und sie zuhause nochmal angezogen, ohne das Etikett zu entfernen - um zu schauen, wie das Oberteil mit den Hosen harmoniert, um herauszufinden, ob das Kleid im heimischen Spiegel immer noch so süß ist, oder um zu testen, ob die Schuhe nach halbstündigem Tragen in der Wohnung nirgends zwacken und reiben.

Quelle: Pixabay

Was ist erlaubt?

Was aber, wenn man die Kleidung danach nicht mehr auszieht, sondern sie einfach anbehält, das Etikett nicht entfernt, das Outfit abends auf der Party trägt? Wenn man dann, tja, den ganzen Klumpatsch wieder ins Geschäft schleift, den lieblichen Augenaufschlag macht und bedauernd erklärt, dass das Zeug auch nach längerer, ähm, Bedenkzeit irgendwie doch nicht passt? Kassenbon hat man noch, Etikett ist schließlich auch noch drin, alles geritzt.
Oder?

Quelle: Pixabay
Fakt ist, dass solches Verhalten Betrug ist - es verursacht Schäden von umgerechnet über 6 Milliarden Euro, die von den restlichen Kunden mitgetragen werden müssen. Kleidung, die eindeutige Tragespuren aufweisen, kann nach dem Umtausch nicht mehr verkauft werden. Und aus Angst, den Kunden zu verlieren, nehmen einige Geschäfte auch sichtbar getragene Kleidungsstücke zurück.

Meistens sind es besondere Anlässe, etwa Feste oder einzelne Bewerbungsgespräche, die eine Anschaffung teurer Klamotten unrentabel machen. Wozu ein paar 100 Euro ausgeben, wo man das Kleid doch eh nur einen Abend lang trägt? Man macht es schließlich weder kaputt noch schmutzig. Und wenn so ein Fummel im Geschäft mehrmals anprobiert wird, sieht es danach auch nicht mehr taufrisch aus.

Und bei uns?

Auch wenn die Kunden in Deutschland (noch) ehrlich zu sein scheinen, findet man auch hier immer wieder Sicherheitsvorkehrungen, um den Trend des übertriebenen Umtauschs einzudämmen: Etiketten, die so angebracht sind, dass man sie kaum verbergen kann, Sicherheitsplomben, die vor dem Tragen entfernt werden müssen, und akribische Verkäuferinnen, die die Sohlen zurückgegebener Schuhe gründlich unter die Lupe nehmen. Ein Schritt in die richtige Richtung, wie ich finde, damit Kunden mit ehrlichen Absichten ohne Ärger Kleidung umtauschen können, die wirklich nicht passen. Mit Maß und Ziel, versteht sich.

Mehr Infos auf sueddeutsche.de.

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